Mauergrünzug „Grünes Band Berlin“

In Berlin droht vielerorts die Bebauung und Vermarktung größerer Freiflächen, die über Jahrzehnte durch die Teilung oder als ehemaliges Bahngelände „konserviert“ geblieben waren. Angesichts dieser Lage hat sich im August dieses Jahres das „Berliner Netzwerk für Grünzüge“ gegründet. Als Bündnis aus Bürgern, Stadtteilgruppen, Initiativen, Verbänden, Stiftungen und allen anderen Unterstützern will sich das Netzwerk  für die Erhaltung dieser einzigartigen Freiflächen als Grünzüge und Gründurchgänge einsetzen. Den Berlinern und den städtischen Planern soll der Wert wieder ins Bewusstsein gerückt werden, den Grünverbindungen für eine Stadt darstellen, besonders entlang von Bahntrassen und Wasserwegen. Auch die Parteien werden an diesem Thema im bevorstehenden Wahljahr 2011 nicht vorbeikommen.

Weg weg! Supermarkt im Mauerstreifen
Berlin darf sich seine Zukunft nicht verbauen!

Berlin ist auf dem besten Wege, sich auch langfristig Perspektiven zu verbauen, die zum heutigen Tag noch gar nicht absehbar sind. Um nur einige aktuelle Entwicklungen zu nennen: Unlängst wurde das Gelände des Rangierbahnhofs Pankow an einen Betreiber von Möbelmärkten verkauft. Für das nordwestliche Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs der Nordbahn („Mauerpark“) betreibt die vermarktende Bahntochter eine Wohnbebauung, das Bebauungsplanverfahren läuft.

Für andere Flächen ist es fast zu spät, z.B. für den Güterbahnhof Moabit.

Den Mauergrünzug „Grünes Band Berlin“ durchschneiden auf Höhe des S-Bahnhofs Schönholz zwei Supermärkte, genehmigt durch das Bezirksamt Pankow.

Was bieten Grünzüge?

Die Vorteile von Grünverbindungen sind mannigfach: Trotz der vielen vorhandenen Parks kann derzeit nur ein kleiner Teil der Berliner Bevölkerung diese zu Fuß erreichen. Grünzüge verbreitern die Grünanbindung. Zudem können sie vorhandene Parks miteinander verbinden, z.B. den Park am Nordbahnhof, den Volkspark Humboldthain und den Mauerpark. Sie dienen als Multiplikator. Mit wenig Aufwand entstehen größere zusammenhängende Grünflächen. Grüne Durchgänge erhöhen auch die Durchlässigkeit  für Fußgänger und Radfahrer und damit die Attraktivität, sich auf diese „sanfte“, erholsame und sichere Weise abseits der Straßen durch die Stadt zu bewegen. Führen Grünzüge entlang der S-Bahn-Trassen, bieten diese sowohl ein „Grün-Leitsystem“, nämlich Orientierung, als auch die Möglichkeit der jederzeitigen Alternative zwischen S-Bahn und der Fortbewegung per Rad oder zu Fuß. Die Liste ist zu ergänzen um die Stärkung von Gesundheit, Wasserhaushalt, Naturschutz sowie von Berlins Identität und „Markenzeichen“.

Stille Pfade entlang der S-Bahn-Trasse: von Pankow zum Nassen Dreieck

Liesenbrücke verbindet Parks
Forderungen für Mitte, Wedding, Prenzlauer Berg, Pankow, Niederschönhausen, Heinersdorf und Reinickendorf:

Für diese Orts- und Stadtteile ergeben sich folgende Ziele:

Verbindung des Parks am Nordbahnhof mit dem Volkspark Humboldthain über die Liesenbrücke

Verbindung des Volksparks Humboldthain mit dem Mauerpark über den Durchgang entlang der S-Bahn-Gleise (hinter „Kaufland“); Öffnung des Zugangs an der Swinemünder Brücke

Erhalt aller Freiflächen auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs der Nordbahn zur Erweiterung des Mauerparks

Vervollständigung des Mauergrünzuges auf der Norwegerstraße sowie zwischen Esplanade und Wollankstraße über das Nasse Dreieck und entlang der S-Bahn-Trasse hinter der Brehmestraße

„Gründurchgang“ vom Nassen Dreieck bis zur Unterführung an der Mühlenstraße

„Grünzubringer“ zum Mauergrünzug entlang der S-Bahn-Trasse „vom Feuchten Winkel zum Nassen Dreieck“ über das Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Pankow

Erhalt aller Freiflächen auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Pankow

Öffnung des Güterbahnhofs Schönholz zur Nutzung als Naturpark

Vervollständigung des Mauergrünzugs zwischen S-Schönholz und S-Wilhelmsruh.

Spendenaktion zum Flächenankauf im Mauerstreifen vor Schönholz

Auch dem für den Mauergrünzug vorgesehenen Gelände zwischen S-Schönholz und S-Wilhelmsruh droht die Vermarktung als Bauland seitens der Eigentümer, der BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) sowie Privaten. Zwar hat das Land Berlin für diesen Bereich einen Bebauungsplan mit dem Ziel „Grünanlage“ eingeleitet. Ohne Flächenankauf kann dieser Plan aber nicht in Kraft treten. Da Berlin dafür bisher kein Geld zur Verfügung stellt, ruft das Berliner Netzwerk für Grünzüge zu Spenden für den Ankauf dieser Flächen auf.

Antje Henning und Manfred Schubert

Originalartikel erschienen in:
Rabe Ralf (Okt./Nov. 2010). http://www.grueneliga-berlin.de/?file_id=141

Gelände sucht Spende: Mauerstreifen zwischen S-Schönholz und S-Wilhelmsruh