Foto: David Koglin
Die sogenannte „Siemensbahn“ ist eine insgesamt 4,7 km lange Hochbahntrasse bzw. „Bahnanlage“, die als Ensemble aus Bahndamm, 800 Metern Viadukt, fünf Brücken und drei Bahnhöfen denkmalgeschützt ist. Sie setzt ein auf einer Spreehalbinsel westlich des S-Bahnhofs Jungfernheide und verläuft von dort gen Nordwesten durch die Ortsteile Siemensstadt und Gartenfeld im Bezirk Spandau.
Ursprünglich war die heutige Siemensbahn Teil einer S-Bahnlinie, nämlich der „S 4“, die vom S-Bahnhof Jungfernheide im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf nach Nordwesten über die Spree und anschließend, zunächst auf einem Bahndamm und dann auf dem Viadukt, über die S-Bahnstationen „Wernerwerk“ und „Siemensstadt“ bis zur Endstation „Gartenfeld“ durch die Spandauer Ortsteile Siemenstadt und Gartenfeld führte.
Foto: David Koglin
Wie der Name „Siemensstadt“ schon sagt, war die Siemensstadt der ursprüngliche Standort und Stammsitz von Siemens in Berlin. Entworfen von Architekt Hans Hertlein, wurde die Siemensbahn von 1927 bis 1929 binnen nur zwei Jahren im Auftrag der Siemens AG gebaut, um die Mitarbeiter zum Werksgelände in der Siemensstadt zu bringen, damals im 5-Minuten-Takt.
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1980 wurde die Strecke stillgelegt. Die Brücke über die Spree wurde im Zuge des Neubaus der Schleuse 1999 abgerissen. Von einer weiteren Brücke über den Spreekanal direkt am Bahnhof Jungfernheide fehlt die Querverbindung, es stehen aber noch die Brückenpfeiler. Der verbleibende Teil der Siemensbahn im Bezirk Spandau wurde 1995 unter Denkmalschutz gestellt.
Foto: David Koglin
Planungsrechtlich ist die Siemensbahn weiterhin als „Bahnanlage“ gewidmet. Sie steht im Eigentum der Deutschen Bahn, welche diese mit Inbetriebnahme von Siemens übernahm. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat eine Wiederaufnahme der alten S-Bahnverbindung nicht ausgeschlossen, eventuell auch mit einer Verlängerung über die Havel hinweg zur Spandauer Wasserstadt bis hin zum Johannesstift am Rande des Spandauer Forsts.
In der Zwischenzeit aber verfällt die denkmalgeschützte Hochbahntrasse mitsamt ihren Bahnhöfen und ist Vandalismus ausgesetzt.
Foto: David Koglin
Wir plädieren dafür, die Siemensbahn mitsamt ihren Bahnhöfen denkmalgerecht zu restaurieren und auf ihr – fürs erste im Wege einer Zwischennutzung – mit möglichst geringem Aufwand einen Grünzug einzurichten. Als Modell könnte der „Görlitzer Grünzug“ herhalten, eine Verlängerung des Görlitzer Parks auf der Hochbahntrasse der ehemaligen Görlitzer Bahn, die kurz vor dem Lückenschluss mit dem Treptower Park leider endet. Auch der Görlitzer Grünzug entstand im Wege eines Zwischennutzungsvertrages mit der Deutschen Bahn.
Wohlgemerkt: einer Wiederaufnahme des S-Bahnbetriebs soll der „Siemensbahn-Grünzug“ nicht im Wege stehen! Wenn es denn eines Tages tatsächlich soweit ist, lässt sich der Grünzug eventuell aber parallel zur S-Bahntrasse verlegen. Bis dahin aber würde eine sanfte Nutzung als Grünzug dazu beitragen, die Siemensbahn zu bewahren – und gleichzeitig unserer Stadt und ihren Bewohnern einen echten Mehrwert schaffen.
Die Natur ist schon da:
Foto: David Koglin
Ein 4,7 km langer Grünzug auf einer Hochbahntrasse, die ein denkmalgeschützes Industrieerbe darstellt und über drei Bahnhöfe verfügt, wäre in Berlin einmalig. Der Grünzug würde an der „Großsiedlung Siemensstadt“ vorbeiführen, eine von sechs Siedlungen der Berliner Moderne, welche 2008 in den Rang des UNESCO-Weltkulturerbes erhoben wurden. In Synergie mit dem UNESCO-Weltkulturerbe würde der Grünzüg ein echtes „Highlight“ für Berlin darstellen und könnte sich – wie der Highline in New York – zum Besuchermagnet entwickeln. Das würde der Siemensstadt guttun!
Wer sich für die Siemensbahn einsetzen will, kann sich gerne per email an kontakt@gruenzuege-fuer-berlin.de bei uns melden.
Foto: David Koglin
Presseberichte zur Siemensbahn
Die Siemensbahn in der Abendschau des RBB am 5. Januar 2016
Artikel von Andreas Conrad im Tagesspiegel vom 22. September 2014: Neues Leben für tote Bahnstrecken
Artikel von Elmar Schütze in der Berliner Zeitung vom 26. Juli 2014 zu Ideen von Studenten der Stuttgarter Hochschule für Technik für die Siemensbahn
Die Siemensbahn in der Berliner Woche: High Line statt Ruinen – Alte Trasse der Siemensbahn könnte zum Park werde
Masterarbeit zur Siemensbahn
Masterarbeit „Entwicklung eines Leitbildes für die ehemalige Siemensbahn“ von David Koglin im Master-Studiengang „Urbanes Pflanzen- und Freiraum-Management“ an der Beuth Hochschule für Technik